Täuferbewegung - Ichthys Gemeinde Wiener Neustadt

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REFORMATION - „Geburtsstunde“ der Täuferbewegung

Kreuz mit Spiegelbild im Wasser
Die Reformation des 16. Jahrhunderts durch Luther, Zwingli und Calvin war nicht nur der Ausgangspunkt für die protestantischen Kirchen. Auch die Freikirchen haben ihre geistlichen Wurzeln in der Bewegung der Reformation, in der eine starke Rückbesinnung auf die Heilige Schrift als alleinige Norm für Glaubensfragen stattfand.
Im Zusammenhang mit diesem geistlichen Aufbruch gab es eine Reihe von Theologen, die mit den erreichten Ergebnissen nicht zufrieden waren und denen die reformatorischen Bemühungen nicht weit genug gegangen waren.  Dies zeigte sich vor allem in der Frage der Taufe. Die Praxis der Säuglingstaufe, an der die Reformatoren festhielten, wurde auf dem Hintergrund des Neuen Testamentes in Frage gestellt. Im NT ist der Glaube als persönliche Hingabe an Jesus die Voraussetzung für die Taufe. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte sich die sogenannte „Täuferbewegung“, in der die an unmündigen Säuglingen vollzogene Taufe durch die Glaubenstaufe ersetzt wurde, die eine persönliche Entscheidung des Menschen für ein Leben mit Jesus voraussetzte.

Mehr dazu:

Die Täuferbewegung nahm ihren Ausgangspunkt in Zürich, wo im Jänner des Jahres 1525 die erste Glaubenstaufe erfolgte. Von dort aus breitete sich diese Bewegung im Alpenraum, in Süddeutschland, Norditalien, Tirol, Oberösterreich, im nördlichen Niederösterreich bis nach Mähren und darüber hinaus aus.
Auch in anderen theologischen Fragen vertraten die Täufer eine radikale biblische Linie.
Grundsätzlich sind aus der Täuferbewegung der Reformation die meisten Freikirchen direkt oder indirekt hervorgegangen, wie etwa die Baptisten, Mennoniten, Brüdergemeinden, evangelikale und charismatische Gemeinden. Heute machen die Freikirchen weltweit bereits mehr als ein Drittel der gesamten Christenheit aus.


Auszüge aus den Faltblättern „Die Reformation lebt“
(anlässlich des Jubiläums 500 Jahre Reformation 1517-2017)

Hans Hut in Niederösterreich (Raum Wiener Neustadt):
„Bald nach dem 23. Mai 1527 tauchte der Prediger Hans Hut in der kleinen Pfarre Waldegg im Piestingtal auf, begleitet von einigen Glaubensgenossen. Er wird von der Nachwelt „der Apostel der Täufer“ genannt. Nach Waldegg dürfte er auf Grund von Empfehlungen gelangt sein. Hatte er doch, von Wien kommend, in Wiener Neustadt kurz Station gemacht. Zwischen den dortigen bürgerlichen Eisenhändlern und den Schmiedschaften in Waldegg bestanden enge Kontakte. Auch der Waldegger Pfarrer Ulrich konnte durch die leidenschaftlichen Predigten überzeugt werden. In den zwei Wochen, wo Hut in Waldegg war, schlossen sich an die hundert Brüder an. Hut ließ Konz Schmauß als Prediger und Gemeindevorsteher in Waldegg zurück.“
(Verena Grafinger in Faltblatt Teil III, Seite 2) (Bild: WIkimedia Commons)

Von der Massenkirche zurück zur Bekennergemeinde
Caspar Braitmichel, einer der Mitverfasser der Hutterer-Chronik, brachte um 1530 die Freiwilligkeit des Glaubens auf den Punkt: „So ist der Glaube nicht zu erzwingen, sondern eine Gabe Gottes. Und Christus spricht zu Seinem Jünger: Will mir jemand nachfolgen (seht, so jemand will und Lust hat!), der verleugne sich selbst und nehm sein Kreuz auf sich.“
Da aber der Glaube nicht jedermanns Sache sei, zogen die Täufer daraus den Schluss: So könne auch die Kirche Jesu nicht eine Kirche der breiten Masse sein! Nur eine Gemeinschaft von Gläubigen, die Christus freiwillig nachzufolgen bereit sei, werde die wahre Kirche Gottes sein! Diese Auffassung wurde später Teil des Gemeindeverständnisses vieler Freikirchen. Alle Reformatoren hatten zwar die Bedeutung des Glaubens zur persönlichen Errettung erkannt. Letztlich vertraten jedoch nur die Täufer konsequent die Auffassung, dass die Gemeinde nur aus freiwillig Glaubenden bestehen sollte. Von der seit Kaiser Konstantin geprägten Staatskirche mit ihrem hohen Maß an nominellen Mitgliedern rückten sie ab. Zugleich stellte dies einen radikalen Bruch mit der damaligen Gesellschaft dar.“
(Reinhold Eichinger, Sepp Enzenberger in Faltblatt II, seite 1)

Die Stärke der Täufer: Totale Lebenshingabe
„Es gilt zu erkennen, dass die Stärke der Täuferbewegung in einer totalen Lebenshingabe an Christus lag. Darin dürfte auch das Geheimnis ihres enormen Wachstums gelegen sein. Das Interesse am täuferischen Erbe birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Ein Risiko wäre die bloße Begeisterung, die sich nur auf das oberflächliche Erbe der Täufer bezieht. Die Beschäftigung mit den Taufgesinnten der Reformationszeit führt nämlich zwangsläufig zur Frage nach der eigenen Nachfolgebereitschaft.“
(Reinhold Eichinger, Faltblatt II, Seite 3)

Kein Anbiedern an den Zeitgeist
„Was Nachfolge betrifft, waren die Täufer im positiven Sinne des Wortes wirklich radikal. Ihre Kompromisslosigkeit in der Umsetzung der Bergpredigt war eine einzige Herausforderung an die damalige Gesellschaft. Beeindruckend sind unzählige Zeugnisse von Menschen, die eher Folter und Tod riskierten als auch nur einer einzigen Lehraussage abzuschwören. Das belegen beispielsweise Zeugnisse von Teenager-Mädchen wie Ursula Hellrieglin. In unseren postmodernen Tagen neigen wir hingegen allzu schnell zu billigen Kompromissen. Auch die Auseinandersetzung des Evangeliums mit einem sich seit damals ständig ausbreitenden Humanismus ist bis heute ein großes Thema. Kurzum: In unserem Umgang mit biblischen Lehraussagen und der daraus resultierenden praktischen Nachfolge können wir eine Menge von den Täufern lernen. In ihren Reihen hatte ein Anbiedern an den Zeitgeist keinen Platz.
Die enorme Sprengkraft radikaler Nachfolge
Die Beschäftigung mit der österreichischen Täufergeschichte könnte uns ganz neu die Augen öffnen: Wir hätten die Chance, die enorme Sprengkraft wiederzuentdecken, die jede radikale Christus-Nachfolge beinhaltet.“
(Reinhold Eichinger, Faltblatt II, Seite 3)

Hinweis:
Reinhold Eichinger ist Vorsitzender vom „Bund evangelikaler Gemeinden“ und Historiker. Er hat sich eingehend mit der Täufergeschichte speziell in Österreich beschäftigt.
Er ist auch Initiator des Täufermuseums im Museumsdorf Niedersulz und des „Täufergwölbs mit der Galeere auf der Burgruine Falkenstein“
Diese beiden Gedenkstätten im Weinviertel in Niederösterreich geben einen wunderbaren Einblick in die außergewöhnliche Geschichte der Täufer in Österreich.

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